Funkelnd, poetisch, romantisch: Sternberg schon im Linzer Lentos
Silvia Nagl | Oberösterreichische Nachrichten, 29 September 2017
Das Eintauchen in diese Gruppenausstellung zum Themenbereich "Sterne – Kosmische Kunst von 1900 bis heute" ist wie ein Ausflug in eine andere Welt. Viel dazu trägt die geschickt und wirkungsvoll aufgebaute Ausstellungsarchitektur bei: Silvia Merlo hat den großen Saal im 1. Stock in warme Himmelblautöne getaucht, mit Wänden unterteilt, dahinter die Black Boxes für Videoprojektionen und Animationen "versteckt". Alles wirkt weit und großzügig wie es eben die Heimat der Sterne, das All, ist.
Gleich beim Eintreten fasziniert der große, funkelnde Luster, den Julia Bornefeld aus Tausenden von 1-Cent-Stücken gefertigt hat. Das Lichtobjekt ist dem Grimm’schen Märchen vom Sterntaler gleich: Als es nichts mehr hatte, fielen die Sterne vom Himmel, und es waren blanke Taler. Werke von rund 90 internationalen Künstlern verschiedener Generationen hat das Kuratorinnen-Duo Elisabeth Nowak-Thaller und Sabine Fellner zusammengestellt zu einer interessanten, vielfältigen, qualitätsvollen, außergewöhnlichen Schau, bei der auch der Humor nicht zu kurz kommt. Wie beispielsweise bei der "Meteoritenfalle" aus rostigen Küchensieben von Barbara Anna Husar oder die Arbeit der Linzer Autorin Teresa Präauer, die mit"Ein Stück für sieben Bildschirme" zum Schmunzeln bringt.
Und wer einmal im Raum am Ende des Saales ist, möchte diesen gar nicht mehr verlassen: Es funkeln die "Messier"-Objekte von Birgitta Weimer, die waberndenden Einzeller von Manfred Wakolbinger mit dem meditativen Soundscore von Christian Fennesz beruhigen: Wellness-Feeling im Kunstmuseum. Beeindruckend die 34 meist farbigen Radierungen von Max Ernst in seiner "Geheimschrift", minimalistisch die "Sterne" von Gerhard Rühm. Zeit lassen sollte man sich für den poetischen Animationsfilm von Hans Op de Beeck. Berührend der Sternenhimmel von Imi Knoebel, der für seine Enkeltochter Lola einen Stern dazu erfunden hat. Thierry Cohen weist mit seinem "Darkened City"-Zyklus auf den Lichtsmog hin, zeigt Städte wie Sao Paulo oder Paris mit dem jeweiligen Himmelszelt der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel. Nives Widauer beschäftigt sich mit Meteoriten: Ihre zarte Holzfigur "MeteoRita" trägt tatsächlich einen echten Meteoriten aus Argentinien auf dem Kopf. Und Klemens Brosch lässt mit Tuschstift gezeichnete, Tausende Sterne auf den Künstler regnen ...
Eine Schau, die garantiert für jeden Betrachter den geeigneten Stern bereit hält.